Wissen ist die beste Vorsorge.
Erkenne im Glossar welche wichtigen Begriffe zum Thema Belastungsfolgen relevant sind.
Wichtige Begriffe von A bis Z
Akute Belastungsreaktion (ABR) und Akute Belastungsstörung (ABS)
Typische erste Reaktionen auf besonders belastende Einsätze sind Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder starke Erschöpfung. Diese ersten Anzeichen für "akuten Stress" werden als "Akute Belastungsreaktion" bezeichnet und klingen meist nach wenigen Stunden oder Tage wieder ab.
Halten diese Anzeichen länger als drei Tage und bis zu vier Wochen an, spricht man von einer mittelfristigen Reaktion und bezeichnet dies als "Akute Belastungsstörung" (kurz ABS). In diesem Fall ist besondere Aufmerksamkeit gefordert und fachkundige Betreuung z.B. durch Feuerwehrseelsorger angeraten.
Belastendes Ereignis (Critical Incident)
Ein Ereignis wird im Einsatzwesen als belastendes Ereignis bezeichnet, wenn zwei Merkmale zutreffen:
- Begegnung mit dem Tod oder schwersten Verletzungen
- und dabei wird Angst, Hilflosigkeit oder tiefes Entsetzen erlebt.
Belastungsfolgen
Wenn die Verarbeitung von Einsatzerlebnissen nicht auf Anhieb, nur eingeschränkt oder zeitweise gelingt, spricht man von mittel- und längerfristigen Belastungsfolgen. Die Palette der Belastungsfolgen ist vielfältig. Welche Symptome eine Einsatzkraft zeigt ist individuell verschieden. Man kann Belastungsfolgen in diese vier Kategorien unterteilen:
körperlich
- anhaltende Müdigkeit
- Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Schwindelgefühl
- Kreislauf- und Verdauungsprobleme
- Magenbeschwerden
- Schwächung des Immunsystems
- anhaltende Schlafstörung
kognitiv
- Übererregung
- sich aufdrängende Erinnerungen
- Konzentrationsstörungen
- nicht mehr abschalten können
- geringes Selbstwertgefühl
- Veränderung der Wertvorstellungen
- Unzufriedenheit
- Entwicklung einer negativen Grundeinstellung
- Sarkasmus, Zynismus
emotional
- Angst
- Schuldgefühle
- Reizbarkeit
- Nervösität
- Aggressionen
- Niedergeschlagenheit
- Abstumpfung
- Demotivation
- Burnout
Verhaltensbezogen
- übertriebene Wachsamkeit
- Launenhaftigkeit
- Suchtverhalten
- verändertes Essverhalten
- vermindertes Engagement
- Abnahme der Arbeitsqualität
- Vermeidungsverhalten
- sozialer Rückzug
Debriefing
Debriefings sind klar strukturierte Nachbesprechungen von belastenden Einsätzen mit der Zielsetzung, dass die Einsatzkräfte das Erlebte soweit abschließen können, dass sie wieder ihrer normalen Routine nachgehen können.
Wesentliche Ziele des Debriefings sind:
- Stärkung des Gruppenzusammenhalts
- Abgleichung des Informationsstandes
- Identifizierung von besonders belasteten Teilnehmern
- Psychoedukation (Vorbereitung auf mögliche Belastungsreaktionen, Austausch über effektive Stressbewältigungsstrategien)
- Gratifikation (Wertschätzung durch den Dienstherren/ Vorgesetzten)
- Stärkung positiver Bewertungen des Einsatzes und Korrektur von Fehlbewertungen (wie zum Beispiel unberechtigte Selbstvorwürfe)
- Eröffnung weiterer Unterstützungsmöglichkeiten (Kontakt zu Fachleuten, Beratungsstellen ,u.ä.)
Ein Debriefing wird von "Peers" oder Psychosozialen Fachkräften moderiert und führt die Teilnehmer durch sieben Phasen (Einführung, Tatsachen, Gedanken, Emotionen, Reaktionen, Informationen, Perspektive). Etwa vier bis sechs Wochen später findet ein Nachfolgetreffen statt.
Defusing
Defusing steht für Kurzbesprechung und meint ein strukturiertes Gruppengespräch nach einem belastenden Einsatz. Es sollte noch am gleich Tag oder am Folgetag mit allen am Einsatz beteiligten Personen durchgeführt werden. "Peers" oder Psychologische Fachkräfte moderieren solche Gespräche.
Ziel des Defusing ist die psychische Stärkung der Einsatzkräfte. Es umfasst vier Phasen (Einführung, Austausch, Information, Perspektive) und enthält Informationen zur effektiven Stressbewältigung und gemeinsame Überlegungen, wer bei der Belastungsverarbeitung unterstützen kann (Familie, Freunde, Kameraden, Kollegen, etc).
Gengenbach Viereck
Belastende Ereignisse haben charakteristische Merkmale und Auswirkungen. Um Merkmale zu verarbeiten, kann gezielt der dazu passende Gegenpol gestärkt werden.
Vereinsamung <> Beziehung
- Gespräch mit Kollegen, Freunden, Familie
- Haustiere
- Meditation, Gebet
Tod <> Leben
- Natur
- Spazieren gehen
- Sport
- Kreativ sein
- Laute Musik
- Tanzen
- Kino
Chaos <> Ordnung
- Aufräumen
- Tagebuch schreiben
- Protokoll schreiben
- Alte Bilder sortieren
- Für sich sein
- Arbeiten
- Keine neuen Lebensentscheidungen treffen
Übererregung <> Ruhe
- Ausreichend schlafen!
- Entspannung
- Ruhige Musik
- sich etwas gönnen
- sich ablenken (Fernsehen)
- Nicht belastende Ernährung (z.B. kein Nikotin, Alkohol, fettes Essen)
Nachfolgetreffen
Ein Nachfolgetreffen findet etwa vier bis sechs Wochen nach einem belastenden Ereignis statt und dient der Überprüfung, ob ungewohnte Reaktionen der Betroffenen deutich zurückgegangen oder verschwunden sind oder ob weiterer Unterstützungsbedarf besteht. Das Nachfolgetreffen bildet auch den formalen Abschluss der Betreuung durch das Einsatznachsorge-Team.
(Psycho-) Trauma
Am häufigsten wird der Begriff "Trauma" in der Bedeutung "Verletzung" verwendet. Er meint damit ein Ereignis, das mit einer Erwartungshaltung von negativen Folgen für den Betroffenen verbunden ist. Der Betroffene wird dann als "traumatisiert" bezeichnet.
In der Psychologie muss ein Ereignis drei Kriterien erfüllen um, als Trauma eingestuft zu werden:
- ein Ereignis
- eine Bewertung des Ereignisses unter Einschätzung der Bewältigungsmöglichkeiten des Betroffenen
- und negative Folgen
Differenzierend betrachtet unterscheidet die Psychologie zwei Typen:
- Typ 1: einzelnes Ereignis, z.B. Unfall oder Naturkatastrophe
- Typ 2: länger andauernder Zustand und/oder ein Geschehen, das sich wiederholt z.B. jahrelanger Missbrauch
PTBS
Bleiben Symptome einer Akuten Belastungsreaktion oder einer Akuten Belastungsstörung länger als einen Monat bestehen und verursachen ausgeprägtes Leiden oder starke Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen Bereichen spricht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Eine PTBS sollte unbedingt einer professionellen Behandlung durch speziell ausgebildete Psychologen oder Ärzte unterzogen werden.
Dieses Angebot wird durch den Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz e.V. zur Verfügung gestellt.
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